Kroner beim Einkaufen unter Hyperinflation (1923)

Der Berliner Journalist Friedrich Kroner hat Ende August 1923 den folgenden Bericht über die Schwierigkeiten beim Einkaufen bei schnell steigenden Preisen geschrieben Überblähung:

„Es nervt täglich: der Wahnsinn der Zahlen, die ungewisse Zukunft… Eine Epidemie der Angst, der nackten Not: Vor den Läden bilden sich wieder Reihen von Käufern, zuerst vor einem, dann vor allen. Keine Krankheit, die so ansteckend ist wie diese. Die Linien haben etwas Andeutendes: die Blicke der Frauen, ihre hastig angezogenen Küchenkleider, ihre abgenutzten, geduldigen Gesichter.

Die Linien senden immer das gleiche Signal: Die Stadt, die große Steinstadt wird wieder leer eingekauft. Reis, gestern 80,000 Mark pro Pfund, kostet heute und morgen 160,000 Mark, vielleicht doppelt so viel. Am Tag danach zuckt der Mann hinter der Theke mit den Schultern: „Kein Reis mehr“. Na dann, Nudeln? "Keine Nudeln mehr." Gerste, Grütze, Bohnen, Linsen - immer gleich, kaufen, kaufen, kaufen. Das Stück Papier, die brandneue Notiz, die noch feucht von den Druckern ist und heute als Wochenlohn ausgezahlt wird, verliert auf dem Weg zum Lebensmittelgeschäft an Wert. Die Nullen, die multiplizierenden Nullen!

Sie steigen mit dem Zeichen: Hass, Verzweiflung und Not - tägliche Emotionen wie tägliche Wechselkurse. Das aufsteigende Mal bringt Spott und Lachen: „Billigere Butter! Statt 1.6 Millionen Mark nur 1.4 Millionen Mark. “ Das ist kein Scherz, das ist Realität, ernsthaft mit einem Bleistift geschrieben, im Schaufenster aufgehängt und ernsthaft gelesen.

Es steigt mit dem Mal, der Eile, dieses Stück Papier in etwas zu verwandeln, das man schlucken kann, etwas Füllendes. Die Wochenendmärkte sind voller Menschen. Die Stadtpolizei regelt den Verkehr. Die Linien verbrauchen die Produktstände. "Ich werde zwei Dutzend Rüben haben." "Es gibt nur ein Dutzend" ... Der nächste drängt von hinten vorwärts: "Zwei Dutzend Rüben." "Es gibt nur einen ... nächsten!"

Irgendwo explodiert die Geduld. Rücktritt bricht ... "Komm schon, wann bekomme ich meine Butter?" schreit eine Frau. „Deine Butter? Es ist bei weitem nicht deine Butter. Wenn Sie ganz vorne mit dabei sind, ist Ihre Butter schon weg. “ Und dann kommt der Schirmgriff, eine Reaktion, die durch die Glasabdeckung des Frischkäses kracht. Und der Polizist, der draußen Wache steht, zieht eine schluchzende Frau aus dem Laden und Anklage wird erhoben. “