Der Blankoscheck des Kaisers an Österreich-Ungarn (1914)

Ein Telegramm der deutschen Bundeskanzlerin Bethmann-Hollweg an den deutschen Botschafter in Wien, ein Beispiel für den Blankoscheck des Kaisers an Österreich-Ungarn:

Berlin, 6. Juli 1914

Geheim. Zur persönlichen Information und Anleitung Ihrer Exzellenz.

Der österreichisch-ungarische Botschafter überbrachte dem Kaiser gestern einen vertraulichen persönlichen Brief von Kaiser Franz Josef, der die gegenwärtige Situation aus österreichisch-ungarischer Sicht schildert und die von Wien geplanten Maßnahmen beschreibt. Eine Kopie wird jetzt an Ihre Exzellenz weitergeleitet.

Ich habe Graf Szagyeny heute im Namen des Kaisers geantwortet, dass der Kaiser Kaiser Franz Joseph für seinen Brief dankt und ihn bald persönlich beantworten wird. In der Zwischenzeit möchte der Kaiser sagen, dass er nicht blind ist für die Gefahr, die Österreich-Ungarn und damit den Dreibund durch den russischen und serbischen panslawischen Terrorismus bedroht. Auch wenn bekannt ist, dass der Kaiser kein uneingeschränktes Vertrauen zu Bulgarien und seinem Herrscher hegt, versteht er durchaus, dass Kaiser Franz Josef angesichts der Haltung Rumäniens und der Gefahr eines neuen Balkanbündnisses um eine Verständigung bemüht ist zwischen Bulgarien und dem Dreibund…

Was schließlich Serbien betrifft, kann sich Seine Majestät der Kaiser natürlich nicht in den Streit einmischen, der derzeit zwischen Österreich-Ungarn und diesem Land stattfindet, da es sich um eine Angelegenheit handelt, die außerhalb seiner Zuständigkeit liegt. Kaiser Franz Josef kann jedoch sicher sein, dass Seine Majestät Österreich-Ungarn treu zur Seite stehen wird, wie es die Verpflichtungen seines Bündnisses und seiner alten Freundschaft erfordern.