Franz von Papen über die deutsche Wirtschaftskrise (1932)

Bundeskanzler Franz von Papen hielt im Juni 1932 eine Rede, in der er seine Ansichten zur deutschen Wirtschaftskrise darlegte:

„Die deutsche Situation ist gekennzeichnet durch:

1. Ein hohes Interesse, das die Landwirtschaft und auch die Industrie zermalmt.

2. Die Steuerlast, die so drückend ist, dass sie nicht erhöht werden kann, aber dennoch erhöht wurde, um die Existenz des Staates zu sichern.

3. Auslands- oder Auslandsschulden, deren Bedienung aufgrund des fortschreitenden Rückgangs der Ausfuhren immer schwieriger wird.

4. Arbeitslosigkeit, die relativ weit verbreitet ist als in jedem anderen Land… Besonders fatal ist, dass immer mehr junge Menschen keine Möglichkeit und keine Hoffnung haben, Arbeit zu finden und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Verzweiflung und die politische Radikalisierung des jugendlichen Teils der Bevölkerung sind die Folgen dieses Zustands…

Die ehemaligen Reserven der Reichsbank sind erschöpft. Die Reserven in Gold und Fremdwährung, über die die Reichsbank frei verfügen kann, betragen nicht mehr als 390 Millionen Mark. Wenn wir in den nächsten Wochen unseren Verpflichtungen nachkommen sollen, wird dies noch unzureichender. Der deutsche Außenhandel schloss sich an 1931 mit einem Überschuss von rund 3 Milliarden Mark… Dieses günstige Gleichgewicht hat in allen Ländern zu Schutzmaßnahmen gegen deutsche Importe geführt, so dass der Exportüberschuss 1932 rasch abnahm…

Deutschland konnte diese Entwicklung nicht alleine aufhalten. Bisher wurde keine internationale Entscheidung getroffen, um diese Entwicklung aufzuhalten. Die sehr weise Initiative von Präsident Hoover im Juni 1931 wurde von der Idee inspiriert, der Welt eine Atempause einzuräumen, um eine Lösung für die dringendsten wirtschaftlichen Probleme zu finden. Dieses Ziel wurde jedoch nicht erreicht. Die wirtschaftliche Realität wurde nicht ausreichend berücksichtigt. “